Samstag, 23. Juli: Arosa Schwellisee – Die Entscheidende (6. Etappe)
Der geneigte Leser, die geneigte Leserin ahnt es: ich würde mich eher als OL-laufender Biker denn als bikender OL-Läufer bezeichnen. Entsprechend ist meine Sicht zur heutigen Etappe: das Laufgebiet wurde eingegrenzt im Nordwesten durch den Hörnli Flow Trail und im Südwesten durch die herausfordernde Alternative dazu, den Schwellisee-Trail. Und ja, ich gebe es zu, ich habe im Laufe der Woche die Trails ausgecheckt und habe mich deshalb halbverbotener Weise im Laufgebiet aufgehalten. Allerdings bleibt beim Runterrasseln mit dem Bike jeweils relativ wenig Zeit für Gelände- und potenzielle Postenstandortstudien.
Das WKZ und damit auch das Ziel war bei der Hörnlibahn, da wo auch beide Trails enden. Für die kürzeren Kategorien lag der Start tief unten im Tal, was zur Folge hatte, dass z.B. D10 auf einer Bahn von 2,2 km 165 Höhenmeter überwinden mussten (gäll Kira!). Der Start für die längeren Bahnen war in entgegengesetzter Richtung, hoch über dem Ziel. Genauer: nach den ersten 74 Kurven des Hörnli Flow Trails (wer die erste Kurve schafft, schafft sie alle), dort wo man kurz hintereinander zwei Kuhrampen überwinden muss. Der Trail wurde beim Vorstart gekreuzt. Im Bereich der -2 Minuten-Zone durch Lotsen geregelt – wie alles an dieser SOW perfekt und sicher organisiert.
Und dann gings los. Runter (Posten 1), runter (Posten 2), runter (Posten 3), rüber/rauf (4, 5), runter (6), rüber (7), rauf-Verpflegung-rauf (8), rauf (9), rüüber (10), runter (11), rüber/runter (12), runter (13), raauuff (Ziel).
Persönliche Bilanz:
– ersten Posten auf Anhieb getroffen. Damit erreichte ich immerhin eine 50:50-Quote sämtlicher ersten Posten dieser Woche. Gestern hatte ich den «Saukeib» 10:45 gesucht, 7:45 davon mit einem Mitkonkurrenten, der einen bekannten OL-Namen trägt, was mich ein wenig getröstet hat.
– mein Wochenziel knapp erreicht: einmal in die Topten laufen. Als Pädagoge weiss ich, dass Zielformulierungen mit Belohnungen verknüpft zielführend sind. Ich habe mir darum einen neuen Badge versprochen. Mein aktuelles Modell ist rot, hat eine fünfstellige Nummer und die Postenquittierung setzt ein zitterfreies Händchen und ganz viel Zeit voraus. Versprochen ist versprochen. Fragt sich nur, wann ich das Versprechen einlösen werde, denn die OL-Schuhe werden nun definitiv wieder den Bike-Schuhen Platz machen müssen.
Und sonst noch beobachtet/erlebt:
Der Präsident liess es sich nicht nehmen, für diese letzte Etappe extra aus dem Unterland anzureisen. Ob er im Anschluss daran noch eine Pizza gegessen hat, entzieht sich meinem Wissen.
Der norwegische HE Läufer, der dereinst vielleicht auch einmal für die OLG Welsikon starten könnte, hat einen Drittel seines Laufes mit einer tanzschuhähnlichen Fussbekleidung absolviert. Die verlorene Sohle hat er aber brav mit ins Ziel gebracht. Profillos hat er es trotzdem noch auf den 8. Tagesrang geschafft.
Der wunderbar einsehbare Schlusshang auf der gegenüberliegenden Talseite liess die Zuschauer*innen an unterschiedlichen persönlichen Lauf- und Kartenlese-Erlebnissen teilhaben. Mitleidvoll habe ich einen Läufer mit den roten Hosen beobachtet, der mühsam den Hang runter dem Sumpf vor der Brücke entgegen gehumpelt ist. Allmählich hat sich die Vermutung bestätigt, dass es sich dabei um das Vereinsmitglied S.F. gehandelt hat. Der Tapfere war gestern und heute trotz bösem Fussvertreter von anfangs Woche unterwegs und hat seine Läufe ohne Laufen absolviert.
Nicht nur ich bin froh, dass die SOW ein Sechstägeler und kein Siebentägeler ist.
Wir gingen. Der Regen kam. (Dani Tommer)
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 6) – SOW 2021 Arosa
————————————————————————————–
Freitag, 23. Juli: Arosa Grüenseeli – Die Trickige (5. Etappe)
Was wäre eine Swiss O Week ohne die Welsiker:innen, die man immer wieder im Wald, im Wettkampfzentrum oder auch in den Cafés antrifft? Für mich auf alle Fälle nicht annähernd so gut. Darum möchte ich im heutigen Tagesbericht einige von ihnen zu Wort kommen lassen.
Wie gut diese Idee jedoch bei den befragten Welsiker:innen angekommen ist, kann diskutiert werden. «Ja, was soll ich dazu sagen…?» war eine häufige Antwort auf meine Frage nach dem Kommentar zum Tag.
An der heutigen Etappe haben zwei Dinge besonders viele Welsis beschäftigt. Zum einen war dies der lange Weg an den einen Start, zum andern der erste Posten. «Ich habe Bestzeit an den Start», ist sich jemand sicher und auch «Es war ein steiler Aufstieg an den Start, aber schön!», war für ein anderes Welsimitglied der Kommentar zum Tag. «Viel Glück beim an den Start laufen!», wünschte mir auch eine Welsikerin mit breitem Grinsen im Gesicht. Die Frage ist, ob sie mich damit aufzuziehen wollte, oder weil sie diesen tatsächlich als die Challange des Tages angeschaut hat. 😉
«Ich habe den ersten Posten nicht gesucht!» Der erste Posten bereitete den einen Welsiker:innen viel Freude, den anderen weniger: «Ich sage nur: 10min 45s!» und «Den ersten Posten habe ich bereits schon versemmelet! Ich habe einen Posten gesehen und gedacht, dass es nicht meiner ist, aber er wäre doch richtig gewesen», ärgerten sich zwei weitere Welsis über diesen Posten.
Auch wenn die Welsis im Grossen und Ganzen einen zufriedenen Eindruck machten, musste ich doch einige Kommentare in die Kategorie «negativ» einteilen. «Mein Fuss tut weh», «Viel gespurt! Wir haben es für die Anderen ein bisschen einfacher gemacht…», «Für uns Älteren wird es langsam schwierig mit der Belaufbarkeit», «O nei, isch also gar nüt gsi hüt!» oder einfach nur ein «Ou…» zeugten von einer schwierigen Etappe und vielleicht von bereits etwas müden Beinen und Köpfen.
Ob «Wir mussten sehr früh aufstehen!» positiv oder negativ zu bewerten ist, bleibt wohl eine individuelle Frage. «Es war mega schön!», «Ich habe es sehr genossen! Wenn du den Posten schön tüpfst ist alles, was vorher passiert ist, wieder vergessen», «Am Anfang gut aufpassen und danach war es einfach» und «Wunderbarer Wald, ich fand es wunderschön!» hingegen lassen keinen Zweifel daran, dass auch diese Etappe bei vielen Welsis in positiver Erinnerung bleibt.
Ein Kommentar zeigt auch, dass die heutige Etappe ihrem Namen alle Ehre macht: «Es ist wie auf einem Ameisenhaufen, da hinten wimmelt es nur so von suchenden Läufer:innen!» schmunzelt ein Welsi, der heute keine Suchaktion durchführte.
Aber nicht alle Welsis haben heute Posten gesucht (und gefunden): «Ich habe heute Trinkflaschen gesammelt» erklärte mir ein jüngeres Welsimitglied stolz. (Sina Tommer)
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 5) – SOW Arosa (featuring Asti, 1’10“)
————————————————————————————–
Donnerstag, 22. Juli: Arosa Weisshorn – Die Bärenstarke (4. Etappe)
Um 9 Uhr sollten die Verpflegungsposten bereit sein. So machten wir uns zu viert auf den Weg in Richtung Prätsch-Seen, wo wir dann bis gegen Mittag in schönster Umgebung Wasser ausschenkten. Auch Chris, Ilaria und Hannes waren im Einsatz. Es ist ein dankbarer Job, waren doch bei den langen Strecken heute viele froh um eine Erfrischung. Auch kam man ins Gespräch mit Bikern und Wanderern, die sich für den OL interessierten. Einmal mehr staunten wir über die disziplinierten OL-Läufer*innen, welche die gebrauchten Becher fast ausnahmslos in die Behälter warfen. Sogar Elite-Läuferinnen suchten den Abfallsack, um die Gel-Verpackung richtig zu entsorgen!
Die meisten Welsis starteten nach dem Mittag. Das Wettkampfzentrum befand sich unweit der drei Aroser Bären bei der Mittelstation der Weisshornbahn. Weiter ging es mit der Sesselbahn zum Brüggerhorn und von dort aus zu Fuss zum tiefer gelegenen Start.
Ich hatte grosse Mühe auf die Karte zu kommen und überlegte mir sogar den verpassten ersten Posten auszulassen. Letztlich entschied ich mich nicht aufzugeben und die vielen (überflüssigen) Höhenmeter doch unter die Füsse zu nehmen. Danach lief es besser, und ich genoss den Lauf durch Blumenwiesen, über Busch- und Schotterfelder und halb offenes Gebiet sehr. Das alles in luftiger Höhe! Der lange Zielsprint raubte die letzten Kräfte.
Hier kommen gleich vier Welsiker*innen kurz hintereinander ins Ziel (u.a. die heutige Autorin).
Meine grosse Bewunderung gilt jenen, die richtig lange Strecken zu meistern hatten! Heute dürfen wir stolz sein auf Ruth und Margrit, die (einmal mehr) bei D70 und D65 siegten! Gratulation!
Der Tag ist noch nicht fertig. Tommers setzen sich aufs Bike, andere begehen den Eichhörnli-Weg oder nehmen es gemütlich. Schön ist’s in Arosa! (Cécile Lütolf)
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 4) – SOW Arosa
—————————————————————————————
Dienstag, 20. Juli: Hörnli Urdental – Die Rockige (3. Etappe)
Der Tag startete schon mal super. Strahlender Sonnenschein, was will man mehr! 😊 Um kurz vor 9 Uhr machten wir uns (Esther, Habi und Tabea) auf den Weg zum WKZ. Nach der Gondelfahrt mit dem Hörnliexpress erreichten wir das heutige WKZ bei der Hörnli-Hütte.
Nach kurzer Vorbereitungszeit machte ich mich auf den Weg zum Start auf die andere Talseite. Mit der Urdenbahn erreichte ich das Urdenfürggli. Von da ging es noch knapp 5 Minuten zum EGK-Start.
Die ersten zwei Posten befanden sich in einem Steinfeld. Diese habe ich ohne grosse Probleme gefunden. Allerdings änderte sich dies von Posten 2 auf 3. Ich entschied mich für die Route, welche rechts an den grossen Felsbändern (Sperrgebiet) vorbei ging. Diese war gut belaufbar mit stetiger Steigung. Leider verpasste ich den «Absprung» von diesem schmalen Pfad und fand mich beim Brunnen (südlich Posten 4) wieder. Ich dachte mir «Kein Problem, so schlimm ist dieser Bock noch nicht.». Von unten visierte ich den grossen Stein an und rannte wieder den Berg hoch. Beim Stein angekommen, fand ich leider keinen Posten vor. Weiter nordwestlich sah ich einen weitern Grossen Stein. Ich ging davon aus, dass dies mein Posten sein sollte. Naja einen Posten fand ich da schon, aber leider war es nicht meiner. Nach kurzer Orientierung war mir klar, dass ich mich rund 100 Meter zu weit westlich befinde. Nun war es keine Hexerei mehr den Posten 3 zu finden. Der Posten 4 ging wieder ohne Probleme. Glücklicherweise sah ich den Posten 4 bereits als ich auf dem Weg zum Posten 3 war.
Nun ging es weiter zu Posten 5. Auch hier liess meine Routenwahl etwas zu wünschen übrig. Ich entschied mich einem Trampelpfad zu folgen (nicht kartiert). Dieser war zwar schnell belaufbar, aber er verlief etwas nördlicher als die Luftlinie von Posten 4 zu 5. Auch hier gingen einige wichtige Sekunden flöten. Der Posten 6 bereitete keine Probleme und war ring zu finden. Allerdings blieb mir fast die Luft weg als ich die «Wand» sah zu Posten 7. Mir blieb beim Aufstieg fast die Luft weg. Oben angekommen, fand ich den Posten 7 sogleich. Im Gebiet von den Posten 8 und 9 war grosses Postensuchen angesagt. So sah es auf jeden Fall bei einigen anderen Läufern aus, welche wie wild ihre Posten suchten. Ich habe meine zwei letzten Posten gut gefunden und schloss meinen Lauf mit einem Sprint ins Ziel ab. Nach dem ca. 30-minütigem Fussmarsch wieder hoch ins WKZ und den letzten beiden Etappen, freue ich mich (und meine Beine) auf einen Tag Erholung. (Tabea Haberthür)
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 3) – SOW Arosa
———————————————————————————-
Montag, 19. Juli: Lenzerheide Scharmoin – Die Luftige (2. Etappe)
Wetterumsturz in den Bergen! Diesmal im guten Sinn. Arosa erwacht wie das Wappen vorgibt mit ihrer Sonne und Aussicht in die Berge. Einzig einige dreckverspritzte OL-Kleider erinnern uns an den gestrigen garstigen Tag. (Das «go», dass der Lauf wie geplant durchgeführt werden kann, kam, wie wir in einer Gondel von gut unterrichteten Seite erfuhren, von Felice Büchi aus dem Organisationskommitee, der gestern bei Nacht und Nebel mit Zelt und Schlafsack in die Höhe gestiegen sei.)
Für die heutige «luftige» 2. Etappe müssen wir die Arosa-Talschaft verlassen. Mit drei Bahnen werden wir in das Einzugsgebiet von Lenzerheide befördert und starten den Langdistanz-OL in La Motta. Was in der Geländebeschreibung eher unattraktiv als niedriges Buschwerk bezeichnet wird, entpuppt sich als Flächen von wunderbar blühenden und riechenden Alpenrosen, dazwischen Blumen wie Arnika, Männertreu, Anemonenbärte, Enziane usw. Dies schreibe ich als Impression einer Läuferin, die als Trost für nicht auf Anhieb zu findende Posten sich an der Alpenflora freute.
Einige Schnappschüsse von Gondelfahrt, Welsis unter sich im WKZ- Gelände und bei Ankunft am Ziel sowie der Jugend (Luisa) als Helferin bebildern den Tag und werden an das Ende der Dauerregenzeit erinnern. (Béatrice Lütolf)
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 2) – SOW Arosa
———————————————————————————
Sonntag, 18. Juli: Arosa Obersee – Die Rassige (1. Etappe)
Als ich mich am Sonntagmorgen in Winti voller Vorfreude aufs Velo setzte und zum Bahnhof radelte, sah ich am Himmel plötzlich so eine helle Scheibe, die richtig strahlte. War das tatsächlich die Sonne? Nun, es war ein kurzer Spuk, schon am Walensee verdichteten sich die Wolken, und als das RhBähnli dann ins Schanfigg reinfuhr war nix mehr mit hell, nur noch grau und vor allem neblig. Dabei hatten die Prognosen ja eigentlich besseres Wetter versprochen. Aber es blieb ja noch die Hoffnung, dass sich das im Laufe des Tages schon noch ändern würde.
Es blieb bei der Hoffnung. Ein Tag, ganz in grau, meist im Nebel, aus dem es nieselte oder regnete und kühl wars auch. Doch OL findet ja bekanntlich draussen statt, und eine*n richtigen OL-Läufer*in kann so ein bisschen Feuchtigkeit nichts antun. Nachdem ich fast alle andere Welsis beim Ziel schon angetroffen hatte, ging ich selber jedenfalls frohen Mutes zum Start, als CM-Läufer ohne fixe Startzeit zum unteren der beiden.
Ich lief dann gut los. Beim zweiten Posten avisierte ich zwar zuerst den falschen, merkte den Fehler aber gleich. Ab da lief ich, für meine Verhältnisse, relativ souverän, machte kaum Umwege, und wenn, dann nur kleine. Und wie ich mir vorgenommen hatte, kontrollierte ich bei jedem Posten schön brav die Nummer. Bei fast jedem Posten, muss ich im Nachhinein zugeben. Denn ausgerechnet bei jenem Posten, bei dem ich mich am sichersten fühlte – er war an einer Weg-Mauerecke – patzte ich dann doch, weil ich die Nummer eben nicht kontrollierte. Erst nach dem Auslesen merkte ich, dass mein Weg-Mauerecke-Posten einfach noch 50 Meter weiter vorne gewesen wäre. Mist!
Hier gehts zum Tagesvideo (Tag 1) – SOW Arosa – mit Welsikerin als Hauptdarstellerin!
Nun, solche dummen Fehler trüben einem natürlich immer etwas die Freude. Aber nichtsdestotrotz, es war wirklich ein spannender Sprint, in einem tollen, abwechslungsreichen Gelände, und es war vor allem ein sehr gelungener Auftakt für die SOW 2021. Und Regen? Nebel? War da was? (nik)